
Türkisch sprechender Wiener fröhlicher Kellner
CUMHURIYET Sonntagskolumne, 5. Januar 2025 Kurz: Die Zeitung Cumhuriyet (dt. Republik)? Cumhuriyet ist eine säkulare, freiheitlich-demokratische, patriotische und pluralistische Qualitätszeitung, die täglich in der Türkei erscheint. Sie wurde am 7. Mai 1924 gegründet. Namensgeber der Zeitung ist Atatürk. Medienjournalisten bezeichnen Cumhuriyet heute als seriös, sehr kritisch, intellektuell und teilweise investigativ.
Übersetzung des Artikels
Das Cafe Ritter ist ein traditionelles Wiener Kaffeehaus in der Mariahilfer Straße 73, Ecke Amerlingstraße, im 6. Mit seinen schönen Stuckdecken, der edlen Holzvertäfelung und dem Mobiliar aus den 1950er Jahren. Constantin, der Kellner im Cafe Ritter, wenn man mit ihm Türkisch spricht und er nicht durch seine Arbeit abgelenkt ist, sagt er sofort ein paar Worte auf Türkisch. Vor allem „Danke“ und „Wie geht“ werden von ihm korrekt verwendet. Zum Jahreswechsel vergisst er nicht, „Frohes Neues Jahr“ zu wünschen und mit der rechten Hand auf dem Herzen einen bekannten türkischen Gruß zu machen.

EINE TYPISCHE WIENER SITTE
Eines der wichtigsten Merkmale der Wiener Kaffeehäuser ist die jahrhundertealte Tradition, dass die Kellner „grantig“ sind. Grantig kann man mit „schlecht gelaunt, gereizt und gleichzeitig unhöflich und ausfallend“ übersetzen.
Wenn Sie also in ein typisches Wiener Kaffeehaus gehen oder einen Kellner treffen, der gebürtiger Wiener ist, sollten Sie sich nicht darüber ärgern, dass er „grantig“ ist. Die beste Reaktion ist, ihn so zu akzeptieren, wie er ist, und zu lächeln. Wenn Sie ihm zeigen, dass Sie verärgert sind, kann er noch mürrischer und eingebildeter werden. In der Vergangenheit, bis vor 20 Jahren, war Wien voll von solchen „mürrischen“ Kellnern, die es wie Sand am Meer gab. Vor allem Touristen aus der Türkei konnten sehr wütend werden, wenn sie mit solchen Kellnern in Kontakt kamen und sagten sofort: „Das sind Rassisten“. Das muss man nicht sagen. Diese Angewohnheit, „grantig“ zu sein, ist Teil des Wiener Wetters, der dunklen Gebäude, der Kriege, der Multikulturalität, der Tatsache, dass Wien eine imperiale Hauptstadt ist, der grauen Häuser und der Kultur.
Der ehemalige Bürgermeister von Wien, Michael Häupl, konnte zum Beispiel „grantig“ werden, wenn er einen schlechten Tag hatte, obwohl er im Grunde ein freundlicher und liebenswerter Mensch war.
Auch die Kutscher in Wien können grantig sein. Wiener Kellner polnischer, slowakischer, serbischer, slowenischer oder russischer Herkunft können ebenfalls „grantig“ werden, wenn sie sich im Laufe der Jahre den Wiener Akzent angeeignet haben, weil sie sich immer in einem solchen Umfeld aufgehalten haben. Das gilt auch für die türkischstämmigen KellnerInnen, die in den Wiener Kaffeehäusern arbeiten.
Deshalb finde ich es als türkischstämmiger Österreicher, der in Wien studiert hat, sehr positiv, dass der junge Constantin im Cafe Ritter ein paar Worte Türkisch spricht. Im selben Cafe gibt es nämlich auch „grantige“ Kellner. Kein Grund zur Aufregung. Das ist ein schönes und echtes Wiener Kaffeehaus…
Natürlich gibt es in Wien viele Menschen, auf die der Ausdruck „Das goldene Wiener Herz“ zutrifft. Wunderbare Menschen. Ich habe viele kennen gelernt, die mir zum Vorbild geworden sind. Im Cafe Ritter gibt es übrigens nicht nur sehr guten Kaffee, sondern auch Frühstück und das berühmte Wiener Schnitzel in sehr exzellenter Qualität.
TRADITION BEWAHREN
Das Cafe Ritter wurde 1867 im ehemaligen Sommerpalais des Fürsten Esterhazy in Mariahilf eröffnet. Rund 20 Jahre später übersiedelte es an seinen heutigen Standort.
Das schlicht „Ritter“ genannte Kaffeehaus war das letzte große Kaffeehaus an der beliebten Einkaufsstraße Mariahilfer Straße, an der sich früher viele Kaffeehäuser befanden.
Bekannte österreichische Künstler und Schriftsteller wie Friedrich Adler, Ludwig Anzengruber, Peter Rosegger, Rudolf von Alt und Gerd Jonke zählten zu den Stammgästen des beliebten und etablierten Wiener Lokals.
Die Inneneinrichtung, die in der Zwischenkriegszeit von Josef Zotti, einem Schüler des berühmten Architekten Josef Hoffmann, geschaffen wurde, gilt vielen als legendär. Neo-Rokoko-Stuckdecken, feine Holzvertäfelungen und Stilelemente aus den 1950er Jahren verleihen den hohen Räumen eine elegante Note.
Genießen Sie ein Stück Tradition in Wiens historischen Kaffeehäusern!